Fortnite Android: Kosten des Play Store „unverhältnismäßig“

Max Doll
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Fortnite Android: Kosten des Play Store „unverhältnismäßig“
Bild: Epic Games

Fortnite wird auf Android nicht über den Play Store zu haben sein. Das hat Epic Games nun bestätigt und begründet. Als einen wesentlichen, aber nicht alleiniger Grund benennt das Studio die Kosten. Die 30 Prozent, die Google vom Umsatz der Apps erhebt, seien „unverhältnismäßig“.

Publik wurde die Entscheidung schon in der vergangenen Woche anhand des Quellcodes der Fortnite Homepage. Daraufhin hat Epic Games Digital Foundry Zugriff auf eine Vorabfassung des Spiels gewährt. Der Seite zufolge ist die Installation kaum umständlicher als über den Play Store: Die Homepage stellt eine APK-Datei bereit, der beim Öffnen lediglich Rechte gewährt werden müssen, Patches werden beim Spielstart automatisch geladen und aufgespielt.

Es geht ums Geld

Die Umsatzbeteiligung von Google zu vermeiden wird gegenüber der Seite als „Teil“ der Motivation für den Direktvertrieb genannt. Die 30 Prozent für den Plattformbetreiber, die auch von Steam, Apple und Co veranschlagt werden, seien viel Geld „in einer Welt, in der die 70 Prozent des Entwicklers alle Kosten für die Entwicklung, den Betrieb und die Unterstützung ihrer Spiele“ abdecken müssten. Epic Games bezeichnet diesen Anteil auf offenen Plattformen als unverhältnismäßig auch hinsichtlich der Kosten, die für die Leistungen des Anbieters – Zahlungsdienstleistungen, Download-Bandbreite und Kundendienst – anfallen. Beurteilen könne Epic dies durch den Direktvertrieb auf dem PC, wo Fortnite nicht über den Platzhirsch Steam, sondern über einen eigenen Launcher angeboten wird. Den Zwischenhändler hätte das Unternehmen deshalb auch unter iOS ausgeschaltet, wenn Apple einen solchen Weg erlauben würde.

Was Epic Games damit umschreibt: Anbieter wie Valve und Google sind zu teuer für das, was sie für das Studio leisten, denn die Sichtbarkeit eines Spiels durch die Platzierung in virtuellen Schaufenstern oder durch Produktvorschläge spielt für eine bereits weltweit bekannte Marke keine Rolle. Demzufolge sehen die Entwickler ihren Erfolg auf Android nicht in Gefahr, das Spiel könne über eine einfache Internetsuche gefunden werden. Vorteile sieht Epic Games zudem in der Möglichkeit, direkt mit Kunden kommunizieren zu können. Von der Nutzung aller Optionen einer offenen Plattform profitiere überdies der Wettbewerb und damit der Endverbraucher. Auch deshalb ist der Direktverkauf Unternehmensstrategie.

Freiheit heißt Verantwortung

Bedenken, dass Betrüger modifizierte oder vorgebliche Fortnite-APK-Dateien dazu nutzen könnten, um Schadsoftware zu verbreiten, hat Epic nicht. Offene Plattformen seien ein „Ausdruck der Freiheit“, so das Unternehmen. Sie gäben Nutzern die Freiheit, jede gewünschte Software zu installieren.

Freiheit bedeute jedoch auch, Verantwortung zu übernehmen und die Quelle der Software zu untersuchen. Dass dies gelingt, hätten Spieler auf dem PC bewiesen, wo eine Vielzahl seriöser Quellen für Spiele existieren würden. Darunter fallen Steam, Battle.net, Riot Games, GOG und EpicGames.com.

Epic als Shop

Den Epic Launcher in einem Atemzug mit etablierten Vertriebsplattformen und nicht etwa Anbietern zu nennen, die ausschließlich eigene Produkte selbst verkaufen, kann darüber hinaus als Fingerzeig gewertet werden: Die Auflistung deutet an, dass Epic Games ebenfalls zu einem Shop werden möchte. Weit hergeholt ist das nicht, wenn sich schon eine weit verbreitete Engine im Portfolio findet und Entwickler im Unreal-Marktplatz umworben werden.