Gamescom

Stronghold: Die Entwickler im Gespräch über die Definitive Edition

Fabian Vecellio del Monego
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Am 7. November 2023 erhält der vor über 20 Jahren erschienene Echtzeitstrategie-Klassiker Stronghold eine Definitive Edition. Auf der Gamescom hatte ComputerBase die Gelegenheit, die Definitive Edition in Aktion zu sehen, anzuspielen und eine halbe Stunde lang mit den Stronghold-Entwicklern zu sprechen.

Definitive Edition zwischen Remake und Patch

Mitte Juli 2023 wurde die Definitive Edition mit einem ersten Trailer angekündigt. Seitdem sei die Begeisterung der Spieler überwältigend gewesen, verraten die Entwickler auf im Gespräch mit der Redaktion. Firefly habe eigentlich gar nicht damit geplant, die Messe zu besuchen, aufgrund des Trubels dann aber kurzfristig entschieden, doch vor Ort zu sein. Mit knappem Vorlauf fand sich ein freier Platz beim englischen Games-Handelsverband Ukie, den man vergleichsweise günstig anmieten konnte. Im Endeffekt saßen die beiden Firefly-Abgesandten an einem kleinen Couchtisch inmitten des Ukie-Standes in der Business Area der Gamescom; die Stronghold: Definitive Edition lief auf einem kleinen Notebook.

Aber, und das war eine der ersten Fragen der Redaktion, wenn die Entwickler gar nicht mit einem großen Interesse an der Definitive Edition gerechnet haben, wieso ist diese dann überhaupt in Arbeit? Das liege daran, dass das erste Stronghold nach wie vor von einer treuen Community gespielt werde, das aber unter Windows 10 und 11 mit einigen Hürden einhergehe – vor allem beim Mehrspieler-Modus. Bis zum nächsten neuen und vollwertigen Stronghold-Teil, der derzeit in der Unreal Engine 5 entwickelt wird, dauere es zudem noch ein wenig. Und dass eine Definitive Edition im Genre gut funktionieren kann, hätte zuvor unter anderem Microsoft mit Age of Empires bewiesen.

Daran anschließend wissen die Entwickler aber direkt zu beschwichtigen: Firefly selbst habe nie von einem Remake gesprochen und auch beim Begriff der Definitive Edition hätten sich die Entwickler zunächst schwergetan. Denn der Umfang der Anpassungen fällt vergleichsweise klein aus; der geringe Preis von 14,99 Euro solle dem Rechnung tragen. Dennoch seien sich alle Beteiligten der Erwartungen an eine Definitive Edition bewusst. Und mit einer polierten Grafik, einem zugänglichen Mehrspieler-Modus über Steam und einer neuen Einzelspieler-Kampagne mit 14 Missionen sieht man sich gut aufgestellt. Außerdem gibt es zehn neue Belagerungsszenarien, eine angepasste Steuerung, ein überarbeitetes Interface, UHD- und Ultrawide-Unterstützung und zahlreiche Quality-of-Life-Verbesserungen sowie Modding-Unterstützung über den Steam Workshop. Neue Gebäude oder Einheiten werde es wiederum nicht geben und auch die Engine bleibt.

Der erste Blick werde dem Grafik-Upgrade nicht gerecht

Das wiederum wurde bereits mit dem ersten Trailer deutlich; einen Quantensprung gibt es bei der Grafik nicht, wie ein Spiel aus dem Jahr 2023 sieht auch die Definitive Edition nicht aus. Einerseits, weil der Vintage-Flair des Originals eingefangen werden sollte. Und andererseits, das geben die Entwickler ganz offen zu, weil Budget und Belegschaft mehr nicht zu leisten im Stande sind. An der Definitive Edition arbeiten derzeit ein Programmierer und zwei Artists, die Arbeiten an einigen Texturen und Artworks haben die Entwickler außerdem ausgelagert. Abseits dessen sähe das Spiel durchaus deutlich besser aus als das Original – wer in seiner Kindheit Stronghold 1 gespielt habe und sich jetzt zurückerinnere, der sei sich zumeist gar nicht mehr bewusst, wie verpixelt das Spiel tatsächlich ist. Und tatsächlich wirkt die Grafik der Definitive Edition direkt im Spiel subjektiv besser, als es die YouTube-Kompression des Trailers nahelegt.

Nichtsdestoweniger bleibt es bei einer 3D-Welt mit lediglich vier Kameraperspektiven, anders sei das mit der alten Engine auch gar nicht möglich. Bei einigen im ersten Trailer schnell aufgefallenen Ungereimtheiten, wie beispielsweise fehlerhaften Schatten oder mitunter sehr harschen Übergängen zwischen verschiedenen Bodentexturen, werde es wiederum noch Verbesserungen geben; die Grafik sei derzeit noch nicht final. Im auf der Gamescom gezeigten Build fehlten zum Beispiel die neuen Wasser-Texturen noch gänzlich, einige Terrain-Übergänge sahen hingegen schon wesentlich besser aus als im ersten Trailer. Und auch geschmeidigere Animationen sollen bis zum Release noch ihren Weg ins Spiel finden, das auf dem verfügbaren Notebook mit 300 FPS oder mehr lief.

Entwicklung mit Einbezug der Community

Ziel der Ankündigung im Juli sei es ohnehin nicht gewesen, die fertige Definitive Edition zu zeigen, sondern die Community mit an Bord zu nehmen. Aktuell lässt sich das Spiel via Steam im Rahmen einer Demo ausprobieren, die noch bis zum 5. September läuft. Bis November soll es noch mindestens eine weitere Demo-Phase geben, mit der man weiteres Feedback sammeln wolle. Mit der Community sei man im regen und konstruktiven Austausch, beispielsweise über einen offiziellen Discord-Server zum Spiel. Dort können Fragen gestellt oder Anregungen formuliert werden.

Ein häufig formulierter Wunsch: Wer in der Definitive Edition in die untere rechte Bildschirmecke blickt, erspäht das schelmische Grinsen einer ungewohnten Visage. Die Nachfrage nach der Originaltextur hätten die Entwickler auf dem Schirm, berichten sie, aber tatsächlich liege die Datei nur in derart schlechter Auflösung vor, dass sie überhaupt nicht zur Definitive Edition passen würde. Derzeit prüfe Firefly, inwiefern KI-Upscaling bei derartigen Problemen helfen könne. Aber generell sei es schwierig, auch kleine Sachen zu ändern, weil eine jede Abweichung vom Original letztlich ein- und ausschaltbar sein müsse, um Veteranen nicht zu verärgern.

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Tatsächlich hätten die Entwickler überlegt, einen Schalter für den On-the-fly-Wechsel zwischen alter und neuer Grafik zu implementieren. Letztlich werde es diesen jedoch nicht geben, weil der Aufwand sehr groß und der Nutzen mutmaßlich gering gewesen wäre, argumentiert Firefly. Die meisten Spieler wären nur einmal kurz zur alten Grafik gewechselt, hätten sich ob der matschigen Optik erschrocken, zurückgeschaltet und die Option anschließend nie wieder genutzt. Derzeit überlege man, inwiefern ein höheres Einheitenlimit oder größere Karten machbar sind. Ersteres werde es zum Release am 7. November wohl geben, letzteres sei noch unsicher.

Das Original-Stronghold wird dann übrigens nicht von Steam verschwinden, sondern kann weiterhin gespielt und auch gekauft werden – diese Klarstellung war den Entwicklern sehr wichtig.

Systemanforderungen für Stronghold: Definitive Edition
Minimal
Prozessor Intel Core i5-3330 (3.0 GHz)
Arbeitsspeicher 8 GB RAM
Grafikkarte AMD Radeon HD7970
Nvidia GeForce GTX 680
Grafikspeicher 2 GB VRAM
Speicherplatz 6 GB HDD/SSD
Betriebssystem Windows 7 oder neuer, DirectX 9.0c
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