Kirin 9000s: Huaweis Smartphone-SoC aus SMICs 7/5-nm-Fertigung überzeugt

Update Volker Rißka
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Kirin 9000s: Huaweis Smartphone-SoC aus SMICs 7/5-nm-Fertigung überzeugt
Bild: YouTube

Für Aufregung sorgt zu Wochenbeginn Huaweis neues SoC Kirin 9000s im Mate 60 Pro. Der chinesische Auftragsfertiger SMIC baut diesen für die Chipsparte HiSilicon, es soll dabei 7-nm-Technik genutzt werden. Andere Medien berichten, dass es sogar 5 nm entsprechen dürfte. Oder doch nicht?

Für chinesische Medien wie die Global Times ist die Sache glasklar: Der neue Chip HiSilicon Hi36A0, auch Kirin 9000s genannt, im Huawei Mate 60 Pro stammt aus einer eigenen 5-nm-Fertigung.

Diverse Teardowns des neuen Geräts bestätigen die Anwesenheit des Chips aus Huaweis Chip-Sparte HiSilicon, der lange vorab schon vermutet wurde. Als Auftragsfertiger kommt zweifelsfrei nur SMIC in Frage, denn kein anderes Unternehmen in China kann auf dem Niveau fertigen, es ist die Vorzeige-Einrichtung für das Land bei fortschrittlicher Fertigungstechnologie.

7+ nm durch DUV-Scanner von ASML?

Dass SMIC dies durch westliche Technik umsetzen kann, steht hierbei kaum in Frage. Denn das Unternehmen setzt beispielsweise auf ASMLs DUV-Scanner. Hier wurde zum Ende der letzten Woche bekannt, dass ASML noch bis Jahresende bestimmte Ausnahme- und Ausfuhrgenehmigungen für DUV-Hardware erhalten hat.

Mit ähnlichen DUV-Systemen hat TSMC bereits vor fünf Jahren bewiesen, dass sie für einen Prozessor in der 7-nm-Liga geeignet sind. Diese sind jedoch kompliziert zu fertigen, da eine Vielzahl an Schritten nötig ist – hier kam EUV dann als Retter zur Ablösung. SMIC wird bekanntlich bereits seit einem Jahr nachgesagt, einen ersten Chip als 7-nm-Lösung produziert zu haben, der neue HiSilicon sei nun jedoch bereits die zweite Generation, intern N+2 genannt. Dies soll ein verbesserter 7-nm-Prozess sein, ob daraus dann jedoch direkt „5 nm“ werden, bleibt primär wohl eher eine Frage des Marketings respektive der politischen Botschaft. N+1 war der Nachfolger von SMICs bekannter und erprobter 14-nm-Fertigung und brachte „gewisse Eigenschaften“ einer 7-nm-Fertigung mit, vom Unternehmen wurde er offiziell aber nicht als „7 nm“ bezeichnet. Exakte Informationen bleiben auch nach den Teardowns bestenfalls schwammig.

Die Leistung des neuen Chips überzeugt

Die Leistung reicht im Schnitt je nach Tester an modernen Lösungen aus dem Westen heran. Mal ist es nur das Niveau der Generation Eins der Snapdragon-Serie, mal ragt sie darüber hinaus und sorgt bereits für Schlagzeilen, dass man Apples iPhone gefährlich wird.

Unabhängig davon hat es Huawei geschafft, ein Erlebnis zu verkaufen und sich zumindest zum Teil wieder zurückzumelden. Während die Fake-Bilder mit der zum Teil für die US-Sanktionen verantwortlichen US Commerce Secretary Gina Raimondo die Runde machen, heißt es parallel dazu, dass Huawei die Stückzahlen für den Verkauf auf 15 bis 17 Millionen Einheiten nach oben korrigiert – bisher waren maximal 10 Millionen Einheiten als möglich erachtet worden. Schlangen von Menschen vor Shops, die die Geräte verkaufen, sollen die hohe Nachfrage untermauern.

Unterm Strich kann es aus Sicht von Huawei aber auch China als deutlicher Erfolg verbucht werden und damit als Schlag gegen die US-Sanktionen, die unter anderem genau auch auf solche Produkte zielen. Das Thema verdeutlicht, dass Sanktionen die Entwicklung in China nicht stoppen können, bestenfalls zurückhalten.

Update

Auch der vor allem für seine umfangreichen Apple-Prognosen bekannte Analyst Ming-Chi Kuo schraubt die Ziele für das Mate 60 Pro nach oben und sieht Huawei dadurch gestärkt. Mindestens 12 Millionen Einheiten wird Huawei im ersten Jahr verkaufen, glaubt er. Das helfe, Huawei zurück in die Spur zu bringen, auf 38 Millionen verkaufte Smartphones im Jahr 2023 insgesamt könnten schon wieder 60 Millionen Einheiten im Jahr 2024 folgen.