Horizon Forbidden West im Test: Spielkritik und Fazit

 3/3
Update 2 Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Horizon: Forbidden West?

Horizon: Zero Dawn (Test) war keines der Spiele, die das Rad neu erfinden. Es war allerdings eines, das das Rad sehr rund machen konnte. Forbidden West rüttelt daran nicht: Die Fortsetzung ist größer und schöner, aber nicht unbedingt besser.

Dem Sequel fehlt das Mysteriöse

Zero Dawn hatte sechs Eckpfeiler für seinen Erfolg:

  1. eine gut funktionierende Open World
  2. Roboter-Dinosaurier
  3. Techno-Barbaren
  4. die Postapokalypse
  5. mit düsterem Geheimnis und
  6. den gefährlichen Hinterlassenschaften untergegangener Zivilisationen

Das Sequel verliert naturgemäß das düstere Geheimnis des Vergangenen und damit den Reiz des Mysteriösen. Stattdessen stirbt die Erde mit dem Zusammenbruch der Terraforming-Technik – und Heldin Aloy muss sie einmal mehr retten. Storytechnisch funktioniert der spielerisch nötige Helden-Alleingang schlechter als im ersten Teil, schließlich gäbe es Gefährten im neuen, eigentlich völlig sinnlosen Hauptquartier.

Der mit dem nahenden Weltenende verbundene Zeitdruck geht beim Durchstreifen der Welt zudem rasch verloren: Aloy, deren Charakterentwicklung sprunghaft und wenig nachvollziehbar erscheint, hat ständig Zeit zum Jagen, um Menschen am Wegesrand zu helfen – oder ihnen im Tonfall des Besserwissenden den richtigen Weg zu weisen. Seelenruhig. Damit nervt sie öfter, als dass sie spannend wird.

Selbst die Schurken bleiben blass. In diesem Departement glänzen kann nur der wieder herrlich bissige Sylens. So rahmt die Geschichte das Geschehen bloß und gibt mäßig funktionierende Handlungsmotivation.

Horizon Forbidden West im Technik-Test
Horizon Forbidden West im Technik-Test

Die Welt und die Vergangenheit entdecken

Erst wenn man den großen Storybogen so wie Aloy einfach ausblendet, kommt der Reiz der Formel wieder zum Vorschein. In alten Ruinen den Geschehnissen rund um den Untergang der Zivilisation nachzuspüren, etwa in den Überresten von Las Vegas, übt den gleichen herrlich melancholischen Reiz aus wie bisher. Das verbesserte Klettern und kleinere Rätsel tragen zum Entdeckerspaß erheblich bei, von dem es in der gewachsenen Spielwelt eine ganze Menge gibt.

Auch die Auseinandersetzung mit Gefahren entwickelt weiterhin Reiz. Große (einfach coole) Dinos sind schick gefährlich und wollen unterschiedlich erlegt werden. Wer mäkeln möchte, kann sich allerdings darüber aufregen, dass manche Waffen sinnlos erscheinen, Waffen-Upgrades teils nur für echte Sammler sind und manche Aktivitäten ein wenig ziellos eingebaut scheinen. Diese Aufblähung muss sicher nicht sein, sie lässt sich jedoch gut ignorieren. Das ist die gute Nachricht: Im Kern funktioniert Horizon wie zuvor, nur schöner und umfangreicher.

Größer und schöner – aber nicht automatisch besser

Forbidden West verliert so ein wenig die klare Form des Vorgängers und sich selbst im Wachstum. Es ist größer, es ist schöner, aber automatisch besser ist es nicht. In diesem Fall reicht das, um stundenlang fasziniert die Welt selbst zu durchstreifen. Forbidden West bleibt ein kompetentes Open-World-Spiel selbst dann, wenn es neben Ideen auch Unarten des Genres kopiert. Kurz: Wer den Vorgänger mochte, wird auch Forbidden West mögen.

Fazit

Wow! Zwar gibt es Spiele, die in Teilbereichen technisch besser aufgestellt sind, aber das Gesamtwerk von Horizon Forbidden West gehört zu den schönsten Spielen, die es je auf dem PC gegeben hat. Damit zeigt das Open-World-Spiel auch, dass man riesige Welten wunderschön darstellen kann – woran die meisten Open-World-Spiele scheitern. Horizon Forbidden West ist ein wahres Grafikfeuerwerk, das auch mit einer beeindruckenden künstlerisch Gestaltung sowie einem unglaublich hohen Detailreichtum überzeugen kann. Das ist absolutes Referenzniveau.

Für die Grafikqualität läuft das Spiel sehr gut

Umso überraschender ist es, dass sich die Anforderungen an die Grafikkarte in Grenzen halten. Natürlich braucht das Spiel eine halbwegs schnelle Grafikkarte, übertrieben sind die Anforderungen in Anbetracht der gelieferten Bildqualität aber keinesfalls.

Ab einer GeForce RTX 3060 Ti oder Radeon RX 6700 XT gibt es in Full HD bei maximaler Grafikqualität bereits mindestens 60 FPS und auch für Ultra HD müssen es nicht gleich die schnellsten High-End-Modelle sein. In Verbindung mit DLSS oder FSR auf der Quality-Stufe kommen bereits die GeForce RTX 4070 und die Radeon RX 7800 XT auf knapp 60 FPS. Da kann man nicht meckern.

AMD Radeon fühlen sich dabei aktuell ein gutes Stück wohler in Horizon Forbidden West und liefern – unabhängig der Grafikkarten-Generation – oft spürbar mehr FPS als das Konkurrenzmodell von Nvidia. Vor allem im Vergleich RTX 3000 zu RX 6000 ist der Unterschied groß.

Unabhängig vom GPU-Hersteller gelungen ist das Frame Pacing des Spiels, was im Test zwar nicht perfekt, aber doch gute Frametimes erzeugt hat. Shader-Compilation- und Traversal-Stotterer stellen darüber hinaus auch kein störendes Problem dar (wenn man am Anfang die Geduld beim Shader Compiling behält und nicht gleich drauf los spielt).

Horizon Forbidden West im Technik-Test

Nvidia DLSS ist besser als AMD FSR. AMD FSR ist besser als Intel XeSS (DP4a)

DLSS Super Resolution zeigt in einem ersten Kurztest einen guten Eindruck und liefert in Ultra HD eine vergleichbare bis bessere Bildqualität als die native Auflösung. Manche Elemente sehen besser, manche etwas schlechter aus. Schlussendlich sollte DLSS bei vielen Renderpixeln definitiv genutzt werden.

Auch AMD FSR macht einen guten Job, kommt an die Bildqualität von DLSS aber auch in Ultra HD nicht heran. Nichtsdestoweniger handelt es sich um eine der besseren Implementierungen. Nicht empfehlenswert ist dagegen Intel XeSS, zumindest nicht in der überall lauffähigen DP4a-Version, die nicht nur mit massivem Ghosting zu kämpfen hat, sondern mit der ab und zu auch ein Großteil der Vegetation zur Flimmerparade wird.

Etwas besser könnte es aber noch werden

Die PC-Version von Horizon Forbidden West ist damit direkt zum Start als technisch gelungen zu bezeichnen, Verbesserungspotenzial gibt es nur wenig. Die Shader-Kompilierungszeit könnte eventuell etwas optimiert werden, darüber hinaus sollte es unbedingt eine Fortschrittsanzeige geben. Was bei einer AAA-Produktion ebenso nicht passieren sollte, ist fehlendes FSR Frame Generation zum Launch, wenn doch ansonsten alles mit an Bord ist. Das Feature soll zwar per Update nachgereicht werden, im Jahr 2024 gehört das aber bei einer Großproduktion von Anfang an mit dabei.

Darüber hinaus ist das Spiel drei Mal beim Testen abgestürzt, wenn mittels Alt+Tab auf den Desktop gewechselt wurde. Beim Spielen selbst gab es wiederum keinerlei Abstürze oder sonstige Probleme zu verzeichnen. Damit kann die PC-Version von Horizon Forbidden West aus technischer Perspektive schon jetzt problemlos gekauft werden.

ComputerBase hat Horizon Forbidden West von Publisher Sony in Form eines herkömmlichen Retail-Keys zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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