Intel Core i9-14900KS im Test: Fazit

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Volker Rißka
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Der Intel Core i9-14900KS legt die Messlatte ein winziges Stück höher und tritt damit in die Fußstapfen seiner Vorgänger: Mit dem 13900KS fiel die 6,0-GHz-Marke, der 14900KS bietet noch nie dagewesene 6.200 MHz ab Werk. Die Leistung ist, wenn dieser Takt auch anliegt (also nur in Single-Core-Lasten), bisher unerreicht.

Die Frage danach, ob sich das lohnt, sollte sich allerdings nicht nur mit Blick auf die Leistungsaufnahme, sondern auch in Bezug auf den Preis stellen: Die Special Edition kostet erneut 100 US-Dollar mehr als der reguläre Intel Core i9-14900K mit bis zu 6,0 GHz Takt. 699 US-Dollar vor Steuern beträgt der UVP, der damit auf dem Niveau des Vorgängers ist.

Intel Core i9-14900KS im Test
Intel Core i9-14900KS im Test

Die Nr. 1 in Anwendungen …

Die Paradedisziplin der Intel-Prozessoren waren zuletzt vermehrt wieder die Anwendungen: Aufgewertete Kerne in groß (P-Cores) und klein (E-Cores) mit hohem Takt zu betreiben, erfüllte seinen Zweck: In Single-Core-Szenarien liegt Intels Neuling nun schnell 17 Prozent vor dem performantesten AMD-Produkt mit Zen-4-Kernen. Das ist durchaus eine Marke.

In Mehr-Kern-Tests sieht es anders aus, denn 16 große Zen-4-Kerne von AMD halten dagegen. Mit den 16 E-Cores als Ergänzung zu den hochgezüchteten 8 P-Cores schlägt sich Intels aktualisierter Raptor Lake aber ebenfalls sehr gut, wenngleich der Leistungszuwachs zum normalen K-Modell erneut nicht der Rede wert ist. Das Kopf-an-Kopf-Rennen gewinnt am Ende hauchdünn der AMD Ryzen 9 7950X (ohne 3D-Cache).

Das Gesamtpaket aus leichter und hoher Last entscheidet letztlich dennoch der neue Intel Core i9-14900KS für sich. Er ist, wenn man ihn von der Leine lässt, unterm Strich die schnellste Mainstream-CPU für Anwendungen. Darüber steht dann nur noch das HEDT-Segment in Form von AMD Threadripper und Co.

… kommt in Spielen dennoch nur auf Rang 2

Mit seinem minimal gestiegenen Takt bei Last auf vielen Kernen kann sich der neue Core i9 auch in Spielen hauchdünn vom K-Modell absetzen. Mit im Durchschnitt 1 Prozent mehr FPS reicht das im Parcours der Redaktion am Ende aber noch immer nicht, um AMD vom prestigeträchtigen Thron zu stoßen.

Dabei kommt es wie üblich jedoch auf die Spieleauswahl an: Mal gewinnt AMD haushoch, mal liegt Intel zweistellig vorn. Ein Rating lässt sich so schnell in die eine oder andere Richtung drehen – das zeigt Intel sogar in den eigenen Tests.

Kommt neben der Leistung der Verbrauch der CPU mit ins Spiel, gibt es im Gaming nach wie vor nur einen Sieger: AMD Ryzen 7000X3D, ganz konkret den Ryzen 7 7800X3D. Der Prozessor ist im CPU-Limit im Parcours der Redaktion genauso schnell, verbraucht nur ein Drittel und kostet mit einem Preis ab 339 Euro lediglich die Hälfte. Wer auf eine High-End-Gaming-CPU schielt, findet aktuell kein schlüssiges Argument gegen den Ryzen 7 7800X3D.

Ist das noch die Brechstange?

Schon kurz angesprochen, darf der Verbrauch im Jahr 2024 nicht ohne einen eigenen Absatz aus dem Fazit gehen. Das Wort „Brechstange“ wurde dabei für (nicht nur, aber insbesondere) Intels Speziallösungen schon seit Jahren immer wieder herausgeholt, doch wird es dem wirklich auch noch gerecht?

Metaphorisch wird von einem Vorgehen „mit der Brechstange“ gesprochen, wenn ein Ziel mit primitiven, drastischen Mitteln ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen zu erreichen versucht wird – und das ist in der Regel kein Standardvorgehen.

Bei Intel liegt es am oberen Leistungsende durch den unlimitierten, vom Hersteller geduldeten, wenn nicht sogar forcierten Modus bei den Mainboards allerdings seit Jahren an. Das Vorgehen hat sich vom seltenen Mittel zum Zweck zum Alltag gewandelt.

Der 320-Watt-Modus ist seit dem 13900KS ein Versuch, zumindest etwas Einhalt zu gebieten, doch „default“ setzte das Test-Mainboard sofort wieder quasi unlimitierte 4.096 Watt als Limit an und Intels Reviewer's Guide wirbt auch mit der Leistung, die das ergibt.

Intel Core i9-14900KS im Test – sehr gute Kühlung ist Vorraussetzung
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Intels 10-nm-Fertigung kann nicht mehr

Braucht es den Core i9-14900KS? Für Intel lautet die Antwort „ja“. Seit Generationen belächelt, vermittelt der KS nichtsdestoweniger einen Fortschritt, der im Alltag zwar wenig relevant, für Intel aber enorm wichtig ist. Kunden sollten sich hingegen nicht blenden lassen: Nur wer ab Werk den höchsten maximalen Turbo-Takt sein Eigen nennen möchte oder das als noch bessere Basis für OC-Erfolge ansieht, sollte mit dem Kauf liebäugeln. Denn neben dem, was möglich ist – nämlich 6,2 GHz Single-Core- und 5,9 GHz Multi-Core-Turbo-Takt stabil zu betreiben –, zeigt der KS Intel auch wieder die Grenzen auf. Jedes Jahr ein Stückchen mehr: 10 nm sind nach x Optimierungen am Ende angekommen, nicht zwangsweise beim Takt, aber eben bei der benötigten Leistungsaufnahme.

Dass es Intels 10-nm-Technologie letztlich fast zu einer ähnlich langen Ära wie zuvor mit Broadwell aber vor allem Skylake plus Kaby Lake, Coffee Lake, Comet Lake und Rocket Lake mit der 14-nm-Fertigung geschafft hat, war so nicht abzusehen. Doch nun stehen (Cannon Lake) Ice Lake, Tiger Lake, Alder Lake, Raptor Lake und Raptor Lake Refresh als 10-nm-Lösung in den Geschichtsbüchern. Es wird Zeit, das Kapitel zu beenden.

Ob das Ende aber wirklich hier schon erreicht ist, dürfte sich im Herbst zeigen: Arrow Lake wird – vermutlich als Core Ultra 2xx(K) – im Desktop mit neuer Fertigungsstufe Intel 20A zuzüglich N3- bis N6-Chips von TSMC das Zepter übernehmen. Dass mit dieser vermutlich teuren Architektur direkt das komplette Portfolio abgedeckt wird, ist zu Beginn nicht zu erwarten. Eventuell kommt ziemlich weit unten deshalb noch einmal ein 10-nm-Prozessor als Einstieg zum Einsatz. Dann aber höchstwahrscheinlich nicht mit 300+ Watt.

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ComputerBase hat den Core i9-14900KS von Intel zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungstermin.

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